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"Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein." (Albert Einstein)


Ein Kommentar

Loyalität ist keine Einbahnstraße

Loyalität bedeutet, zu jemand anderem oder auch einer ganzen Gruppe oder einer Organisation zu stehen. Dazu müssen alle nicht einmal immer einer Meinung sein oder sämtliche Ziele superdupertoll finden. Loyalität jemandem oder etwas gegenüber zeigt man, indem man ihn oder das Etwas verteidigt und für ihn bzw. für dieses Etwas einsteht. Loyalität kann nicht erzwungen werden, sondern ist eine freiwillige Sache. Synonyme für Loyalität sind u. a. Anständigkeit, Zusammenhalt, Zuverlässigkeit, Fairness. Mit diesen Synonymen sollte jedem klar sein, dass Loyalität keine einseitige Sache sein darf und schon gar keine Sache, die bei Nichterfüllung geahndet wird. Loyalitätsverlust kommt auch nicht von ungefähr.

Sich loyal zu verhalten, wird immer dann schwierig, wenn man eigene Interessen zurückstellen müsste oder man persönliche Nachteile fürchtet. Loyalität meint jedoch insbesondere, in schwierigen Situationen zusammenzustehen. Deshalb ist es nicht in Ordnung von Verantwortlichen oder anderen Mitwirkenden eines Projektes, Loyalität den Verantwortliche und dem Projekt gegenüber zu erwarten, sich selbst aber nicht loyal zu verhalten, wenn ein Mitwirkender Unterstützung, zum Beispiel gegen Angriffe von außen benötigt, und sein eigenes nicht loyales Verhalten damit zu begründen, dass man schließlich „neutral“ bleiben müsse.

Es ist auch schlicht feige, sich intern an den, der loyale Unterstützung bräuchte zu wenden und ihm sein Mitgefühl zu bekunden, aber trotzdem nichts weiter zu tun, weil man sich damit ja nach außen sichtbar postionieren und angreifbar machen würde. Eine weitere gern genutzte Methode, um selbst nicht loyal handeln zu müssen ist, an das Verständnis des Loyalitätsbedürftigen zu appellieren, dass die eigene Reputation oder die einer Organisation, der man angehört, Schaden nähme, oder gar gemeinsame Ziele nicht erreicht werden könnten. Das ist besonders perfide, wenn man dahinter zusätzlich seine eigenen verfolgten Egoismen versteckt.

Mit all diesen oder ähnlichen Begründungen, weshalb die eine Seite leider, leider nicht loyal sein könne, wird der Loyalitätsbedürftigen alleine gelassen. Wenn der Alleingelassene in seiner Bedürftigkeit dann Hilfe von jemandem annimmt, der als Feind gesehen wird, wird er doppelt alleingelassen, wenn ihm deswegen das Vertrauen entzogen wird oder er fürderhin ebenfalls als zum Feind übergelaufen gesehen wird und ihm in der Folge fehlende Loyalität unterstellt wird.

Das ist nämlich der Gipfel an Doppelmoral.

Die eine Seite sollte meiner Ansicht nach erst einmal bei sich selbst schauen, warum derjenige sich überhaupt mit dem Feind eingelassen hat. Sie könnte sich selbstkritisch bewusstmachen, dass ihr aus denundjenen hachsowichtigen Gründen, für die sie um Verständnis geworben hatte, außer warmen Worten ein anständiges, zuverlässiges Zusammenhalten nicht möglich erschienen war. Sie könnte sich evtl. sogar freuen, dass sich jemand gefunden hat, der dem Alleingelassenen in seiner Notlage beistand. Zumindest, wenn sie Dritten gegenüber glaubwürdig beteuern möchte, dass ihr an dem Loyalitätsbedürftigen tatsächlich etwas gelegen hat.

Sich loyal zu verhalten ist keine Einbahnstraße. Wer das nicht verstanden hat, hat das Wesen von Loyalität nicht verstanden. Der braucht sich über Illoyalität ihm gegenüber nicht zu wundern. Und der sollte sich schon gar nicht selbstgerecht beschweren wie unfair ihm gegenüber gehandelt wird.

Bildquelle: MIH83 (2014) URL https://pixabay.com/de/photos/einbahnstraße-schild-straßenschild-580590/