Ich habe es geschafft! Ich habe mein Masterstudium tatsächlich erfolgreich abgeschlossen. So richtig angekommen ist das bei mir noch nicht. Es fühlt sich seltsam an, jetzt eigentlich sehr viel mehr Freizeit zu haben, weil ich nicht mehr neben der Arbeit noch jeden Tag bis spätabends an meiner Masterarbeit sitzen muss. Eigentlich deshalb, weil ich es seit der Verteidigung und damit dem Ablegen der letzten Prüfungsleistung einfach nicht fertiggebracht habe, nach meiner offiziellen Arbeitszeit den Laptop herunterzufahren und mich anderen Dingen zu widmen. Stattdessen hatte ich gestern schon wieder begonnen, zu einem neuen Thema zu recherchieren. Und liegengebliebene bürotechnische Dinge von dem Papierstapel abzuarbeiten, der sich auf meinem Schreibtisch türmt.
Es ist nicht so, dass ich mich langweile. Vermutlich bin ich dazu gar nicht fähig. Aber ich glaube, ich muss erst wieder lernen, wie „Freizeit“ geht. Mal wieder ein Buch zur Hand nehmen und mich darauf einlassen, etwas zu lesen, das nichts mit wissenschaftlicher Forschung zu tun hat. Ich bin nur noch nicht so weit. Ich muss erst realisieren, dass ich jetzt wirklich fertig bin mit diesem Studium. Am Ende meiner Online-Verteidigung saß ich vor dem Bildschirm und habe die Professorin gefragt „Bin ich jetzt wirklich fertig?“, woraufhin sie mir lächelnd bestätigt hat, dass es für mich jetzt nichts weiter zu tun gäbe. Ich müsse nur noch darauf warten, dass das Prüfungsamt mir mein Zeugnis und die Masterurkunde zusendet.
Das heißt auch, dass ich mich nicht mehr um Rückmeldefristen kümmern muss. Und auch, dass ich exmatrikuliert werde, etwas, das ich mir so gar nicht vorstellen kann und wo sich sofort innere Widerstände melden. Also hatte ich gestern auf den Webseiten der Fernuniversität Hagen nach anderen Masterstudiengängen gesucht, für die ich mich einschreiben könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals mit dem Studieren bzw. dem Lernen aufzuhören, denn lebenslanges Lernen ist für mich nicht nur ein Schlagwort, sondern eine gelebte Haltung.
Zu meinem größten Glück darf ich seit fast einem Jahr beruflich in einem Umfeld arbeiten, in dem ich meine Talente auch einsetzen kann. Weil ich es geschafft habe, mein Masterstudium rechtzeitig zu beenden, kann ich in diesem Umfeld bleiben. Und erhalte die Chance, die nächsten Jahre etwas zu tun, was mir so richtig Spaß macht: Ich darf wissenschaftlich arbeiten und forschen. Insofern lebe ich lebenslanges Lernen auch in meiner Arbeit. Ich habe nach all den Jahren des Scheiterns im Arbeitsleben doch noch meine Nische gefunden. Beim Schreiben dieser Zeilen lächle ich sehr breit, weil ich zutiefst dankbar bin. Es ist unbeschreiblich wertvoll, endlich meinen Platz in der Arbeitswelt gefunden zu haben. Ja, ich weiß, spät, aber besser spät als nie. Und: Es ist nie zu spät.
Ich wünsche jedem, der das liest, dass ihr auch euren Platz findet. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus bitte ich euch: Gebt nicht auf. Auch wenn ihr sehr lange Zeit keine Erfolgserlebnisse habt, wenn ihr auf Widerstände trefft, sucht weiter, geht einen anderen Weg, aber gebt euch und eure Träume nicht auf.
Bild von Peggy und Marco Lachmann-Anke auf Pixabay: Peggy_Marco (2016, 23. Nov.). https://pixabay.com/de/photos/wei%c3%9fe-m%c3%a4nnchen-3d-model-freigestellt-1834086/
5. November 2022 um 0:45
Sehr gut geschrieben, liebe Silke. Das gibt Motivation:)
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5. November 2022 um 18:04
Lieber Fabian, Dein Feedback freut mich sehr, danke Dir. 🙂
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28. November 2022 um 14:08
Ja der Artikel macht Hoffnung …. ich empfehle Eltern immer den IuK-Bereich wenn ihre Zöglinge mit diversen Jobs immer wieder gescheitert sind …. da gibt es Toleranz und Spielräume ….
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