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"Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein." (Albert Einstein)

Asperger am Arbeitsplatz: Wie zeigt sich mein Autismus von A bis Z

18 Kommentare


Arbeitsorganisation

  • Ich bevorzuge konkrete, strukturierte und klar formulierte Arbeitsanweisungen mit genügend Zeit für mich, um sie aufzuschreiben.
  • Arbeitsanweisungen in Schriftform haben für mich den Vorteil, dass nichts vergessen wird und ich sicher sein kann, auch alle relevanten Punkte gehört zu haben, deshalb schreibe ich nach Möglichkeit sofort alles mit. Der Vorteil daran ist, dass ich mir so nach und nach eine Wissensdatenbank aufbaue, in der ich immer wieder nachlesen kann. So muss ich langfristig gesehen weniger nachfragen.
  • Wenn ich eine für mich neue Aufgabe erledigen soll, ist es besser, sie mir möglichst mit Zwischenschritten und relevanten Hintergrundinformationen oder Erklärungen mitzuteilen. Der Grund dafür ist meine Art der sequentiellen Informationsverarbeitung, bei der unter ungünstigen Umständen Teile einer Anweisung untergehen können.
  • Ich muss alles erst einmal sortieren und strukturieren, um es für mich überschaubar zu machen. Aus diesem Grund arbeite ich sehr gerne mit Excel-Listen.
  • Es kann bei mir zu Schwierigkeiten in der Handlungsplanung kommen. Es mangelt mir nicht am Willen, der ist da, sondern mitunter an der Fähigkeit, meine Vorhaben auch in die Tat umzusetzen.

Aufmerksamkeitssteuerung

  • Ich bin leicht ablenkbar, beispielsweise lenkt mich viel Gestik bei anderen so vom Gesprächsinhalt ab, so dass ich nur die Hälfte mitbekomme, deshalb schaue ich nach Möglichkeit gar nicht hin.
  • Ich bin nur sehr begrenzt multitaskingfähig.
  • Ich habe eine fragmentierte Wahrnehmung der Umwelt, so entgehen mir viele Dinge. Ich nehme zwar viele Details wahr, kann aber schwer beurteilen, welche Details gerade relevant sind.
  • Ich kann mit interessanten Dingen schwer aufhören. Ich merke beispielsweise dann nicht rechtzeitigt, wenn ich hungrig/durstig bin oder friere.

Belastungsfähigkeit

  • Meine Stresstoleranz ist niedrig.
  • Bei einer Überlastung kann es zu Einschränkungen meiner Handlungsfähigkeit oder zu unbeabsichtigter Unhöflichkeit kommen.
  • Unerwarteter Lärm stresst mich so, dass ich bewegungs- und handlungsunfähig werde. Erst wenn der Lärm vorbei ist, kann ich wieder denken und normal handeln.
  • Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, erschrecke ich mich. Beispielsweise kann es passieren, dass ich zusammenzucke, wenn ich nicht damit rechne, jemandem auf dem Weg zur Toilette zu begegnen.
  • Optische Ordnung ist für mich sehr wichtig. Ich habe das Bedürfnis, Briefumschläge im Papierkorb nach Farbe und Größe zu sortieren, wenn sie wild durcheinander dort liegen, kann ich keinen Überblick bewahren, was mich belastet.
  • Spezielle Geräusche oder Gerüche empfinde ich wegen meiner sensorischen Hypersensitivität als so unerträglich, dass ich sofort aus der Situation flüchten muss.

Empathie / Emotionen

  • Ich bin emotional sehr empfindsam, auch wenn ich das nach außen nicht ausdrücke.
  • Ich habe Schwierigkeiten mit der Steuerung und dem Ausdrücken von Emotionen.
  • Ich habe Schwierigkeiten, mich abzugrenzen.
  • Wenn ich eine Situation aus eigener Erfahrung kenne, fällt es mir leichter, empathisch zu reagieren.

Flexibilität

  • Ich bin wenig spontan (Spontaneität muss gut geplant sein).
  • Ich habe Schwierigkeiten beim schnellen Wechsel zwischen unterschiedlichen Tätigkeiten, deshalb mache ich lieber erst eine Sache zu Ende, bevor ich mich etwas Neuem widmen kann.
  • Ich mache Dinge immer wieder auf dieselbe Weise oder auf meine Art, obwohl eine andere evtl. einfacher wäre.
  • Es irritiert mich sehr, wenn die Gegenstände auf meinem Schreibtisch nicht dort stehen, wo sie stehen sollten, weshalb ich Markierungen angebracht habe. Wenn jemand meinen Schreibtisch während meiner Abwesenheit benutzt, wäre es schön, wenn der Schreibtisch so hinterlassen werden könnte, wie er vorgefunden wurde.
  • Weil ich länger brauche, um alle Aspekte einer Sache für mich zu durchdenken, kann ich mich oft nicht besonders schnell entscheiden.
  • Ich plane gern alles im Voraus. Bei kurzfristigen Planänderungen reagiere ich zuerst einmal ablehnend. Ich brauche ein paar Minuten, um mich darauf einzustellen. Es würde mich freuen, wenn ich rechtzeitig über Planänderungen informiert werden könnte.
  • Ich wehre mich erst einmal gegen größere Veränderungen bei Gewohntem, weil sie mich verunsichern. Nachdem ich Zeit hatte, darüber nachzudenken, kann ich mich leichter darauf einlassen.
  • Ich kann Unzuverlässigkeit und Nichteinhalten von Vereinbarungen schwer verkraften.

Kommunikation

  • Ich habe Schwierigkeiten, Gespräche in Gang zu bringen und aufrecht zu erhalten.
  • Ich antworte auch auf rhetorische Fragen.
  • Ich nehme Gesagtes oftmals wörtlich, was zu Missverständnissen führen kann.
  • Ich erkenne in Gesprächen nicht, wenn mein Gegenüber desinteressiert ist, oder keine Zeit für ein längeres Gespräch hat. Am besten ist es, wenn man mir das direkt sagt.
  • Ich kann einem Gespräch mit mehreren Leuten schwer länger folgen, weil ich zu lange für die Informationsverarbeitung benötige.
  • Ich kann die Stimme eines Gesprächspartners bei zu vielen Nebengeräuschen nicht mehr verstehen, das wird dann ein einziger Klangbrei.
  • In Gesprächen mit mehr als zwei Personen verpasse ich häufig den richtigen Zeitpunkt, mich zum Thema zu äußern, weil ich zu lange brauche, bis ich mir meinen Beitrag überlegt habe.
  • Ich weiß oft nicht, ohne intensiver darüber nachzudenken, was ich auf Bemerkungen anderer erwidern kann/darf/soll.
  • Mir passiert es häufig, dass ich in Fettnäpfchen trete, weil ich die sozialen Konsequenzen meiner Worte nicht vorher beachte.
  • Ich interessiere mich nicht für Mainstream und fernsehe beispielsweise nicht. Dadurch wirke ich in Gesprächssituationen oft sozial naiv oder auch unnahbar und arrogant.
  • Ich neige zu starker Ich-Bezogenheit in Gesprächen und zum Monologisieren, wenn es um meine Interessensgebiete geht.
  • Ich sage genau das, was ich meine. Falls etwas unklar sein sollte, ist es besser, mich direkt darauf anzusprechen, statt in meine Worte etwas hineinzuinterpretieren und davon auszugehen, dass ich dies oder jenes gemeint haben könnte.
  • Ich telefoniere nicht sehr gerne, weil ich oft nicht erkenne, wann ich dran bin mit Sprechen. Lieber schreibe ich E-Mails, auch weil ich da genügend Zeit habe, mir zu überlegen, wie ich etwas formuliere.
  • Ich nutze Sprache überwiegend zum Austausch von Informationen. Ich kommuniziere meistens rein auf der Sachebene, ohne die soziale Komponente zu beachten.
  • Ich verstehe unausgesprochene Erwartungen nicht. Ich kann nicht zwischen den Zeilen lesen, ich sehe da nichts.
  • Nonverbale Kommunikation bereitet mir Schwierigkeiten. Mir fällt es schwer, nichtsprachliche Signale im Kontext richtig zu deuten und angemessen darauf zu reagieren. Die Gestik und Mimik anderer erscheint mir oft rätselhaft. Außerdem kann ich meine eigenen verbalen und nonverbalen Äußerungen schlecht synchronisieren. Meine eigene Mimik und Gestik ist sparsam oder kann unpassend wirken und fehlinterpretiert werden.
  • Ich habe entweder zu wenig oder zu viel Blickkontakt. Mimik lenkt mich vom Gesprächsinhalt ab und braucht zu viel Aufmerksamkeit. Je wichtiger der Inhalt ist, desto weniger schaue ich jemandem ins Gesicht.

Kontakt zu Kollegen

  • Ich habe Schwierigkeiten damit, Kontakte zu knüpfen. Es liegt nicht daran, dass ich generell Kontakt zu anderen ablehne, sondern daran, dass ich mich dabei oft ungeschickt verhalte.
  • Ohne äußere Impulse bin ich eher passiv oder reaktiv als aktiv.
  • Ich treffe mich lieber nur zu zweit mit jemandem, statt in einer Gruppe etwas zu unternehmen.
  • Es fällt mir nicht leicht, Kontakte zu pflegen. Ich vergesse es, mich regelmäßig zu melden und habe in den Augen anderer viel zu selten das Bedürfnis, mich mit jemandem zu treffen.

Konzentrationsfähigkeit

  • Bei Hyperfokussierung kann ich alles andere um mich herum über einen sehr langen Zeitraum komplett ausblenden.
  • Wenn ich mich stärker konzentriere, wirke ich manchmal geistig abwesend oder desinteressiert. Ich schließe beispielsweise die Augen, damit mich visuelle Reize nicht vom Gesprächsinhalt ablenken, nicht, weil das Gespräch mich langweilt.

Kritikfähigkeit

  • Der Umgang mit direktem Lob fällt mir schwer. Ich weiß nicht, wie ich richtig darauf reagieren kann und was ich darauf sagen kann/soll/darf. Außerdem gibt es nach meiner Ansicht immer eine bessere Lösung oder Leistung.
  • Direkte, unmissverständlich geäußerte, berechtigte, möglichst sachliche und konstruktive Kritik ist sehr wichtig für mich. Eine Kritik, die versteckt oder implizit geäußert wird, erkenne ich unter Umständen erst zu spät oder gar nicht. Eine unberechtigte Kritik verletzt mein Gerechtigkeitsempfinden, was zu einer heftigen Gegenreaktion führt.
  • Ich habe Schwierigkeiten bei der Selbsteinschätzung eigener Fähigkeiten. Ich kann nicht einschätzen, ob ich gut oder schlecht bin in dem, was ich tue. Selbstbild und Fremdbild klaffen oftmals auseinander. Feedback hilft und motiviert mich.
  • Meistens kritisiere ich andere direkt und ohne soziale Abmilderungsformulierungen. Ich tue das nicht, weil ich bewusst andere verletzen will, sondern weil ich nicht die Fähigkeit habe, Fehler und Probleme euphemistisch zu beschönigen.

Lernfähigkeit

  • Am effektivsten lerne ich autodidaktisch.
  • Bei Dingen, die mich interessieren, habe ich einen unerschöpflichen Wissensdurst. Das kann dazu führen, dass ich mich exzessiv über einen langen Zeitraum nur noch dem zu lösenden Problem widme.
  • Ich tue mir trotz überdurchschnittlicher Intelligenz sehr schwer, Dinge zu lernen, wenn sie mich nicht interessieren.
  • Ich gehe häufig irrtümlich davon aus, dass andere dasselbe Wissen und dieselbe Wahrnehmung haben, wie ich.
  • Manchmal fällt mir Kompliziertes leicht und ich habe unverständlicherweise Probleme mit eigentlich leichten Dingen.
  • Ich merke mir sehr viele Dinge. Besonders, wenn es darum geht, was wer wo geäußert hat. Ich habe die komplette Situation mit Bild und Ton im Gedächtnis.

Sonstiges

  • Ich bin sehr gut im mir Sorgen machen.
  • Es fällt mir schwer, eigene Bedürfnisse zu erkennen und diese geltend zu machen.
  • Ich habe visuomotorischen Probleme, die beispielsweise zu einer krakeligen ungleichmäßigen Schrift führen. Außerdem kann es passieren, dass ich ohne erkennbaren Anlass umkippe, stolpere, irgendwo hängenbleibe, dagegen laufe o.ä.
  • Ich mag keinen Körperkontakt, außer er kann von mir gesteuert und initiiert werden.
  • Ich neige zu polarisiertem Verhalten: Ganz oder gar nicht.
  • Ich habe einen eigenen, speziellen Kleidungsstil, der sich nicht an Moden orientiert und trage gern immer dieselbe Kleidung in der ich mich wohlfühle, wobei sie dann manchmal nicht zum Anlass passt.

Soziales Miteinander

  • Auf Belastungen reagiere ich mit sozialem Rückzug.
  • Weil ich durch die meisten Konventionen unbeeinflusst bin, neige ich zu unkonventionellem Denken, bin aber wegen meiner Veränderungsresistenz konservativ im Handeln, was als widersprüchlich und irritierend wahrgenommen werden kann.
  • Ich bin unempfindlich gegenüber Gruppendynamik, weil ich diese oft erst nach längerem Nachdenken oder über Hinweise durch andere wahrnehme.
  • Hierarchien beeindrucken mich nicht, weil ich sie nicht realisiere. Autoritäten erkenne ich nicht automatisch, man muss mich explizit darauf hinweisen.
  • Ich erzähle sehr selten private Dinge. Das liegt nicht daran, dass ich Geheimnisse hätte, die Kollegen nicht erfahren dürfen, sondern daran, dass ich kein intuitives Bedürfnis habe, Erlebnisse mit anderen zu teilen.
  • Ich nehme Fehler und Widersprüche wahr, die andere nicht sehen oder auch nicht für wichtig erachten. Ich berichtige / hinterfrage andere, weil ich das tiefe Bedürfnis habe, Fehler zu korrigieren und Widersprüche aufzulösen, nicht um meine Kollegen zu demütigen oder weil ich querulatorisch veranlagt bin.
  • Wenn ich nicht gemeinsam mit den Kollegen Mittag esse, bedeutet das nicht: „Ich habe etwas gegen euch“, sondern „Ich schütze mich vor Überlastung“. Ich brauche, nachdem ich an einem gemeinsamen Mittagessen teilgenommen habe, meistens erst einmal eine Pause alleine in meinem Büro, um mich zu erholen.
  • Wenn ich jemanden nicht grüße, insbesondere keine Leute auf der Straße, liegt das daran, dass ich sie da meistens gar nicht wahrnehme, geschweige denn zuordnen kann. Zusätzlich habe ich ein schlechtes Namens- und Personengedächtnis. Personen außerhalb ihres gewohnten Umfeldes oder Personen, denen ich eher selten begegne, erkenne ich schwer wieder.

Stärken

  • Bei mir weiß jeder, woran er ist. Ich sage direkt und ehrlich genau das, was ich meine.
  • Klare, direkte Kommunikation ist im Grunde sehr wünschenswert und erleichtert allen das Miteinander.
  • Ich habe ein Auge für Fehler. Insbesondere fällt es mir sehr leicht, Korrektur zu lesen. Orthografische Fehler fallen mir in der Regel sofort auf und bei Zahlen finde ich schnell den Fehler im Muster.
  • Meine detaillierte Wahrnehmung bringt es mit sich, dass Aufgaben und Probleme sehr gründlich und von allen Seiten von mir durchdacht werden.
  • Ich arbeite genau und mache wenig Fehler.
  • Oberste Priorität hat bei mir stets die Lösung eines Problems, ich denke nicht primär daran, die sozialen Bedürfnisse anderer zu befriedigen.
  • Ich bin ziemlich zuverlässig.
  • Ich habe ein hohes Erinnerungsvermögen, insbesondere für Daten und Fakten.
  • In meinen Interessensgebieten habe ich ein breites und umfassendes Wissen, das ich ständig aktualisiere und erweitere. Da auch IT, Psychologie und Pädagogik zu meinen bevorzugten Interessen zählen, habe ich neben meiner Qualifikation als Verwaltungskraft zusätzliche, für meine Arbeitsstelle relevante und vertiefte Kenntnisse.
  • Wegen meiner Wahrnehmungsbesonderheiten sehe ich manchmal Verbindungen zwischen Sachverhalten, die niemandem sonst auffallen.
  • Ich kann außergewöhnlich lange Routinetätigkeiten hochkonzentriert erledigen, bei denen jeder andere in Gedanken abschweifen würde.
  • Meine strukturierte Arbeitsweise hat den Vorteil, dass Ordnung vorherrscht.
  • Zusätzlich herrscht auch optische Ordnung. Outlook Kalendereinträge sehen beispielsweise immer gleich aus, wodurch sie auch für andere übersichtlicher sind. Dasselbe gilt für alle Listen, die ich erstelle.
  • In meinem Wirkungskreis ist alles dokumentiert und somit leicht nachvollziehbar und wiederfindbar.
  • Eine reizarme Arbeitsumgebung mit weniger Lärm und weniger optischem Chaos wirkt sich auf alle stressreduzierend aus.

Teamarbeit

  • Am liebsten arbeite ich alleine als mein eigenes Team.
  • Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Ich neige zu rigidem Gegensteuern bei Verletzung meines Gerechtigkeitsempfindens, ohne die sozialen Konsequenzen zu bedenken.
  • Ich kann mich und meine Ideen in einer Gruppensituation nicht gut verkaufen.
  • Probleme versuche ich stets erst einmal alleine zu lösen.

Zeitmanagement

  • Ich habe Schwierigkeiten bei der Zeiteinteilung.
  • Ich neige zu Perfektionismus, so dass Arbeitsergebnisse nicht abgegeben werden, bevor sie in meinen Augen perfekt sind. Wenn die Erledigung von Aufgaben jemandem zu lange dauern sollte, wäre es gut, wenn derjenige mich darauf anspricht und mir eine Frist setzt.
  • Meine Prioritätensetzung unterscheidet sich oft von der Erwartung anderer. Deshalb wäre es gut, wenn mir direkt gesagt wird, was zuerst erledigt werden soll.
  • Rechtzeitig um Hilfe zu bitten, fällt mir meistens einfach nicht ein.

Autor: SWB

Bildungs- und Medienwissenschaftlerin M.A., Erziehungswissenschaftlerin B. A, Steuerfachangestellte mit Montessoridiplom, ich arbeite am Institut für Digitale Teilhabe (IDT) der Hochschule Bremen als wissenschaftliche Mitarbeiterin und forsche zum Thema "Digitale Barrierefreiheit im Arbeitsleben durch partizipative Evaluation". Ich bin eine viellesende Autistin und engagiere mich aktiv in der Selbstvertretung. Ich äußere mich zwar am liebsten schriftlich, halte aber trotzdem und gerne Vorträge über das Thema Autismus.

18 Kommentare zu “Asperger am Arbeitsplatz: Wie zeigt sich mein Autismus von A bis Z

  1. Hallo Frau Wanninger-Bachem! Super dass Sie das eingestellt haben!!🐣

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  2. Hallo Frau Vogel, freut mich, dass Sie das gut finden. Danke auch hier nochmal für das Teilen.

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  3. Es spricht ganz sicher vielen Angehörigen dieser ‚besonderen Gruppe‘ aus dem Herzen. Ich möchte nicht von Betroffenen reden, denn das klingt so Fehler-Behaftet. Aber das sind wir nicht. Wir leben einfach nur in einem Umfeld, in dem die Mehrheit eine andere ‚Norm‘ initiiert. Leider. Mit viel mehr Toleranz, Aufgeschlossenheit und weniger schnellem Be-Werten der/dem Anderen gegenüber, besser entgegen wäre die Welt um so Vieles reicher.
    Aber zunehmend wird auch auf die Vorzüge des Angehörigen der ASS-Gruppe hingewiesen, ein Vorreiter hier Tony Attwood. Er verweist immer wieder auf die Vorteile, die es mit sich bringt, wenn wir tolerant die Vorzüge des Anderen wahrnehmen, was auch immer für Besonderheiten er mit sich bringt.
    Jeder noch so vermeintlich ‚eingeschränkte‘ Mensch hat wunderbare Seiten, die uns das Leben lehren.
    Wunderbare Zusammenfassung, danke schön!!!

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    • Vielen Dank für den lobenden Kommentar. Diese Liste hatte ich anläßlich des „Outing“ Gesprächs mit meiner damaligen Chefin erstellt, bei dem ich mit Hilfe einer Mitarbeiterin des Netzwerk Autismus Niederbayern und Oberpfalz meinen Arbeitgeber von der Asperger-Diagnose informierte. Tony Attwood kommt übrigens am 16.05. nach Köln und ist am 18.05.2018 in Wien, jeweils für einen ganztägigen Workshop. Ich werde ihn in Wien life sehen und freue mich schon sehr darauf.

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  4. Auch Ihnen ganz herzlichen Dank für den Tipp: Ich gehe auch, und zwar in Köln 😉, habe mich vor langer Zeit schon angemeldet und freue mich darauf, weil er eben insbesondere sehr intensiv das Thema bei Mädchen und Frauen auszuführen gedenkt.
    Ich habe am Arbeitsplatz nichts mitgeteilt, es wäre auch ungünstig, wie ich aus anderen Erfahrungen schließen muss. Nicht jede/r ist reif. Schon im Freundeskreis habe ich sehr unterschiedliche Erfahrungen der ‚Verarbeitung‘ mit dieser Diagnose machen müssen, bei einigen dürfen. Es war eine Spanne von totaler Ignoranz und Übergehen meiner immer wieder mitgeteilten (niemanden einschränkenden) Bedürfnisse bis hin zur intensiven Auseinandersetzung dieser Besonderheit und der Achtung vor meiner Person und liebevollen Annahme der manchmal auch für andere humorvoll wirkenden Eigenheiten. Und auf die konzentriere ich mich nun einfach.
    Ich wünsche Ihnen ganz viel Freude bei dem Seminar, vielleicht hören/lesen wir ja danach mal voneinander.

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  5. Gestern war die Veranstaltung in Köln.
    Es war wunderbar, teilweise sehr bewegend, sehr persönlich und natürlich mit dem ihm eigenen Humor gewürzt. Ich würde gerne so mancher „Koryphäe“ aus den Diagnostikzentren eine verpflichtende Teilnahme angedeihen lassen …
    Ich wünsche Ihnen morgen einen wundervollen Tag, ich hatte ihn gestern. Trotz zahlreich durchgearbeiteter Literatur habe ich viele neue Nuancen gehört und mit Beispielen versehen gefunden. Eine unglaubliche Bereicherung, diesen Mann live erlebt zu haben.
    Genießen Sie den Tag und Tony Attwood.
    Liebe Grüße

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    • Dankeschön für Ihren Wunsch, der sich erfüllt hat. Ich durfte ihn ja vorgestern erleben, der Tag war zwar sehr, sehr anstrengend, es hat sich aber absolut gelohnt. Ganz besonders wertvoll waren für mich persönlich seine Ausführungen zu Depressionen bei Autismus und Autismus bei Frauen und Mädchen. Ich habe ebenfalls für mich noch Neues erfahren.

      Meiner Ansicht nach ist Tony Attwood tatsächlich einer der wenigen Fachkräfte, die verstehen, was Asperger-Autismus tatsächlich ist. Ich weiß aber nicht, ob eine Pflichtteilnahme von Fachkräften, die überzeugt von ihrer eigenen (Fehl)deutung, was Autismus zu sein hat sind, etwas an deren Meinung und Ansichten verändern würde.

      Seine Art des Vortrages und sein Humor gefallen mir auch. Ich bin sehr froh, ihn einmal live erlebt haben zu dürfen.

      Liebe Grüße unbekannterweise zurück

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  6. Hallo, Frau Wanninger-Bachem

    Danke, dass Sie diese Beschreibung / Auflistung eingestellt haben. Bis auf wenige Punkte finde ich mich darin so stark wieder, als hätte ich sie selbst verfasst.

    Ich habe erst durch meinen Lebensgefährten, in dessen Berufsfeld (mathematische Forschung) so einige Menschen mit Asperger-Autismus anzutreffen sind, den Blick darauf gelenkt bekommen, was bei mir wohl anders ist als bei all den Menschen, mit denen ich alltäglich zu tun habe. Und je mehr ich darüber lese und erfahre, umso mehr beginne ich mich selber zu verstehen.

    Es tut gut, es benennen zu können. Es ändert erstmal nichts an der Lebenssituation oder der latenten permanenten Frustration im Beruf aus der eigenen Wahrnehmung heraus, weder den Job auszufüllen noch durch ihn ausgefüllt zu sein, aber es fühlt sich irgendwie befreiend an, den Grund dafür endlich einordnen zu können. Man lernt eben auch mit über fünfzig noch nicht aus.

    Liebe Grüße

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    • Hallo Franziska,

      bitte, gern geschehen. Ich bin selbst erstaunt darüber, wie viele Besucher meines Blogs diese Liste angesehen haben. Ich hatte diese Auflistung für mein „Outing“ am Arbeitsplatz erstellt.

      Wie Sie treffend beschreiben, ändert sich durch die Diagnose nichts. Ich empfand es ebenfalls als entlastend, endlich den Grund für meine persistierenden Schwierigkeiten am Arbeitsplatz zu kennen. Was nichts an den Schwierigkeiten selbst änderte, auch das Outing brachte außer dem Verlust der Stelle keine Veränderungen.

      Ihrem Kommentar entnehme ich, dass Sie wohl meiner Generation angehören. Ich bin ein Verfechter des lebenslangen Lernens und kann aus eigener Erfahrung sagen: Sie haben völlig recht, man lernt auch mit über fünfzig neue Dinge, um mit dem Leben besser klar zu kommen.

      Wenn Sie mögen, können Sie sich gerne außerhalb der Kommentarfunktion mit mir austauschen, beispielsweise per E-Mail.

      Liebe Grüße

      Silke

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  7. Ich möchte mich sehr für diesen Artikel bedanken! Ich habe vor kurzem eine neue Arbeitsstelle begonnen und werde von einer Kollegin eingearbeitet, mit der ich gestern große Probleme hatte, da ic h ihre unkontrollierten Ausbrüche nicht deuten konnte. Es war ganz massiv, als sie quasi durch äußere Einflüsse aus ihrem Konzept gebracht wurde. Ich war dieser Situation hilflos ausgeliefert. Ich habe schon gemerkt, dass an ihr etwas besonders ist. Sie ist auf ihrem Gebiet hochintelligent und absolut akkurat. Man merkt, dass jede kleinste Abweichung von ihrem Gerüst, sie sofort in Schwierigkeiten bringt und sie sofort in extremen Stress versetzt. Dann reagiert sie sofort wuchtig und ungefiltert. Für mich war das sehr schlimm, da ich nicht wusste, wie ich es ihr recht machen kann. Sie ist mit meiner Arbeit hochzufrieden, das hat sie mir mehrfach vorher gesagt und war begeistert. Aber die kleinste Abweichung von Arbeitsschrittausführungen meinerseits bedeutet für sie Stress. Da ich noch neu bin, kann ich ja noch nicht alles perfekt. Das ist das Problem. Ich denke anders als sie und deshalb führe ich manche Schritte auch anders aus als sie. Ich gebe mir die allergrößte Mühe. Ich möchte unbedingt mit ihr gut auskommen und schätze sie sehr. Sie ist auch sonst lieb und freundlich zu mir. Aber seit ihrem gestrigen Ausbruch habe ich Angst vor ihr. Wie soll ich ihr wieder begegnen? Sie hat schließlich gestern vor mir ihr Gesicht verloren und die Beherrschung verloren. Sie hat sich im Anschluss bei mir direkt unter vier Augen für „den unglücklichen Verlauf“ entschuldigt, aber ich war so fassungslos, dass ich gar nichts sagen konnte und am liebsten abgehauen wäre. Ich fühlte mich so dermaßen ungerecht behandelt. Es war wirklich schlimm für mich.
    Die letzte Nacht habe ich kaum geschlafen und hatte mir schon überlegt, morgen bei meiner Vorgesetzten darum zu bitten, dass meine weitere Einarbeitung bei jemand anderem stattfindet, da mir das gestern wirklich Angst gemacht hat. Jetzt bin ich durch Zufall auf diesen Eintrag hier gestoßen… und alles wird plötzlich klarer für mich! Es könnte tatsächlich sein, dass dies das Problem ist. Auf einmal sehe ich die Kollegin mit ganz anderen Augen. Das könnte es mir tatsächlich möglich machen, ihr zu verzeihen und es morgen nochmal mit ihr zu versuchen. Ich wäre sehr gerne bereit dazu! Ich merke ja auch, dass sie auf der Arbeit eine Außenseiterin ist, aber ich mag sie trotzdem. Ich weiß nur nicht, wie ich das anstellen soll, damit sie gut mit meiner Denkweise klar kommt und es vielleicht auch aushalten kann, dass ich manche Schritte anders mache, ohne dass sie die Fassung verliert. Ich kann sie ja auch schlecht fragen, ob sie Asperger hat. Ich möchte sie auf keinen Fall in eine unangenehme Situation bringen.
    Auf jeden Fall ganz herzlichen Dank für diesen Artikel! Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass ich mich morgen nicht beschweren werde, sondern auf meine Kollegin zugehen werde. Ich hoffe, wir können noch einmal bei Null anfangen. Wie sehen das die Fachleute hier? Die Betroffenen? Ich brauche bitte Euren Rat.

    Liebe Grüße

    Babsi

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    • Ich freue mich, dass der Blogbeitrag hilfreich für Sie war. Einen Rat kann ich Ihnen nicht geben, da ich Ihre Kollegin nicht kenne und ihren „Ausbruch“ nicht miterlebt habe. Ich kann Ihnen nur schreiben, wie ich es mir wünschen würde, dass eine Arbeitskollegin mit mir umgehen würde. Die Frage ist auch, ob Ihre Kollegin tatsächlich Autistin ist und falls sie es ist, ob sie eine Diagnose hat bzw. ahnt, dass sie Autistin ist.

      Ich würde es vorziehen, von mir aus den Zeitpunkt zu bestimmen, mich einer Arbeitskollegin gegenüber zu „outen“. Ich würde es begrüßen, wenn sie mich nochmal unter vier Augen auf so einen Vorfall ansprechen könnte und mir offen die Dinge sagt, die Sie hier in Ihrem Kommentar schildern. Also dass sie sich ungerecht behandelt fühlt, erschrocken war und jetzt Angst vor einem weiteren Ausbruch hat. Es wäre hilfreich für mich, wenn mir die Arbeitskollegin mitteilt, dass sie erkannt zu haben glaubt, dass mich Abweichungen unter Stress setzen. Dass sie aber einige Dinge anders sieht und Arbeitsschritte anders ausführt, am besten mit einer sachlich nachvollziehbaren Begründung, weshalb sie es anders macht als ich es ihr gesagt habe. Dann wäre es möglich, auszudiskutieren, wie das zur beiderseitigen Zufriedenheit lösbar wäre. Was ich auch wichtig fände, ist dass mir meine Arbeitkollegin sagt, dass sie darüber nachgedacht hat, sich bei der Vorgesetzten zu beschweren. Ungesagte Dinge bekomme ich nämlich nicht oder viel zu spät mit. Wenn ich mich für eigenes Fehlverhalten entschuldigt habe, dann hoffe ich, dass nicht noch etwas nachkommt, vor allem, wenn mir mein Gegenüber nicht mitteilt, dass es noch weitere Folgen wie eine Beschwerde hat. Da die Grenze, ab wann jemand sich an Vorgesetzte wendet, bei jedem Menschen anders ist, würde ich mich freuen, wenn mir die persönliche Grenze von der Kollegin mitgeteilt werden könnte, bevor sie sich beschwert. Dann müsste ich nicht permanent Angst haben, wenn mir ein Fehler im Sozialverhalten passiert und ich wüsste, was auf mich zukommt. Ich würde mich auch freuen, wenn mir mein Gegenüber das Feedback gibt, dass er mich schätzt und sich Mühe gibt, es mir recht zu machen und gut mit mir auskommen möchte.

      Ich hoffe, Ihnen damit ein wenig weitergeholfen zu haben.
      Liebe Grüße

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      • Vielen Dank. Sie haben mir damit wirklich sehr geholfen. Ich werde mich nicht beschweren und das werde ich der Kollegin auch morgen sagen. Ich werde ihr sagen, dass ich mich sehr erschrocken habe. Aber ich werde ihr auch sagen, dass ich sie sehr schätze (sie ist wahnsinnig schlau, weiß sehr viel und kann Dinge sehr gut und strukturiert erklären). Ich habe schon viel von ihr gelernt. Auch das werde ich ihr sagen. Ich habe heute auch schon von einer anderen Kollegin gehört, dass sie nach ihrem Ausbruch sehr unglücklich war, als sie gemerkt hat, wie es bei mir angekommen war. Ich werde ihr ganz klar sagen, dass ich mit ihr gut auskommen möchte und das sie sich wegen des Vorfalls keine Sorgen mehr machen soll. Ich werde ihr vorschlagen, dass wir zwei noch mal neu anfangen und dass sie mir sagen soll, wie ich in Zukunft Stress für sie vermeiden kann. Ich bin gerne dazu bereit.

        Vielen Dank für Ihre Mühe
        Liebe Grüße

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  8. Ich bin erst vor ein paar Tagen auf diese Website gestoßen. Sie gefällt mir sehr gut und bietet wertvolle Infos. Vielen Dank dafür.

    Lg Mona

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  9. Moin aus Hamburg!
    Ich (m40) wusste schon immer, dass ich irgendwie anders bin. Dem bin ich aber nie wirklich nachgegangen, ich war auch nie bei einem Psychologen o.ä.
    Vor paar Tagen bin ich dann wieder Mal auf das Thema Asperger Autismus gestoßen und bin seitdem dabei ne Menge darüber zu lesen und auch mein bisheriges Leben „neu zu bewerten“ und dabei haben sich die Hinweise auf Asperger immer weiter verdichtet
    Jetzt bin ich eben auf diese Auflistung gestoßen und muss sagen: Fast jeder Punkt trifft auf mich zu.

    Allerdings telefoniere ich gerne und lange, denn es fällt mir deutlichen leichter als ein echtes Gespräch (Blickkontakt ist für mich extrem unangenehm und selbst bei Familienmitgliedern ist mehr als ne Sekunde kaum möglich.

    Viele Grüße,
    Elmar

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Was mögen Sie zur Diskussion beitragen? Sie können gerne in einen Diskurs mit mir gehen. Die einzige Einschränkung meinerseits ist, dass dies konstruktiv und auf einer Sachebene geschehen sollte.